Unsere Pädagogik orientiert sich an der anthroposophischen Menschenkunde Rudolf Steiners. Dabei sind für das Kindergartenalter folgende Aspekte besonders bedeutsam:
Jedes Kind, das zu uns in den Kindergarten kommt, bringt eine eigene Individualität mit. Es hat besondere Fähigkeiten, Begabungen und Herausforderungen. Jede Erzieher:in muss eine persönliche Beziehung zu den Kindern aufbauen. Die Persönlichkeit der Erzieher:innen, ihre Individualität und die Möglichkeit, den Kindergartenalltag zu gestalten, geben jedem Kind den Freiraum zur Selbstwerdung.
Das Freispiel hat im Kindergarten einen hohen Stellenwert, denn es ist für kleine Kinder die Arbeit, mit der sie sich die Welt zu eigen machen. Bei keiner anderen Tätigkeit kann das Kind seine Selbstbildung so umfassend verwirklichen und sämtliche Lebenskompetenzen erwerben. Es bietet dem Kind die Möglichkeit, seine Individualität zu entfalten. Die Erzieher*innen im Kindergarten regen das freie Spiel der Kinder durch ihre Tätigkeiten an und behalten die spielenden Kinder im Bewusstsein, greifen allerdings nicht belehrend ein.
Ein regelmäßiger Tagesablauf und das Erleben des immer wiederkehrenden Wochen-, Monats- und Jahresrhythmus stärken das Vertrauen der Kinder in ihre Umwelt und fördert die Sicherheit sowie das Gefühl von Geborgenheit in ihrer Welt.
Die Kinder erfahren den Rhythmus des Tages durch das tägliche Freispiel, das gemeinsame Aufräumen, den Stuhlkreis mit Liedern, Reigen, Geschichten und Märchen, das gemeinsame und selbst zubereitete Frühstück, die tägliche Gartenzeit bei jedem Wetter, das gemeinsame Mittagessen und die Ruhezeit für alle.
Kinder lernen den Umgang mit anderen Menschen und den Dingen der Welt am Vorbild der sie umgebenden Menschen. Unsere Erzieher/innen sind stets bemüht, den Kindern ein nachahmenswertes Vorbild im Handeln und Reden zu sein. Sie gehen während der Spielphasen der Kinder immer einer Tätigkeit nach, sei es bei der Frühstückszubereitung, bei Holzarbeiten, im textilen Bereich beim Nähen, Weben oder im Garten bei der Blumenpflege uvm.
Die Kinder arbeiten mit, sofern sie wollen, aber wichtiger ist, dass sie erwachsene Menschen bei einer sinnvollen und nachvollziehbaren Tätigkeit erleben. Diese Tätigkeiten werden dann häufig im Spiel nachgeahmt. Darüber hinaus wird diese Nachahmungskraft durch vielfältige Finger-, Gesten- und Reigenspiele angesprochen.
Alles in unserem Kindergarten ist so angelegt, dass sich die Sinne der Kinder aktiv ausbilden können. Natürliches, unvorgefertigtes Spielmaterial, kreative Tätigkeiten wie Malen, Musizieren, und Bewegungsspiele lassen die Kinder sich und ihren Körper intensiv erfahren.
Die Gestaltung der Räumlichkeiten sind von warmen, zurückhaltende Farben und Naturhölzern geprägt, die Geborgenheit geben und genug Raum lassen für eigene Erfahrungen. Auch unser Spielmaterial kommt aus der Natur. Oft sind es gerade die Fundstücke aus dem Wald wie Äste, Rinden und Steine, die besonders die Spielfreude und Fantasie der Kinder herausfordern und anregen. Tücher aus Wolle und Seide stehen zum Spielen und Verkleiden bereit.
Dazu ist alles, was die Kinder schmecken, riechen und tasten, eine Einladung mit den Sinnen auf Entdeckungsreise zu gehen. Die tägliche Frühstückszubereitung in der Gruppe spielt hier eine wichtige Rolle.
Bewegungssinne wie zum Beispiel der Gleichgewichtssinn werden am besten im freien Spiel gepflegt. Daher gibt es im Waldorfkindergarten keine Puzzles und Gesellschaftsspiele, die Kinder an den Tisch fesseln. Tische, Stühle, Tücher, Bretter und Spielständer stehen zum Bauen und Experimentieren bereit.
Eurythmie ist eine Bewegungskunst bei der rhythmische Sprache und Klänge mit bestimmten Gesten gestaltet wird. Sie unterstützt das kleine Kind dabei, körperlich und seelisch ins Gleichgewicht zu kommen und sich selbst im Kreis der Gruppe wahrzunehmen. Die Nachahmung der schönen Bewegungen wirkt sich nicht nur auf die Sprach- und Denkentwicklung des kleinen Kindes aus, sondern wirkt bis in die Ausbildung des ganzen Leibes hinein.
Einmal wöchentlich lädt die Eurythmistin die Kinder und Erzieher:innen in den großen Saal des Kindergartens ein. Am Anfang fassen sich alle an den Händen und bilden einen Kreis. Weitere Bewegungsabläufe passen sich den verschiedenen Jahreszeiten an. Mal geht die Reise ins Märchenland oder in den Wald, mal in eine Werkstatt oder zu einem Bauernhof. Die Kinder verwandeln sich in Wesen und Gestalten, die in den dazugehörigen Gedichten und Geschichten vorkommen. Der Schlüssel mit dem die Kinder zu diesen Reichen gelangen ist die Nachahmung. Dieser Prozess wird durch die Bewegung der Eurythmistin, die Melodien und die musikalischen Klänge unterstützt.
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